Meinung Lang lebe der Vorspann !

Lang lebe der Vorspann !

Dies ist ein Beitrag zum Schutz bedrohter Arten. Ja, es gibt auch in der Medienpraxis gewisse Spezies, die auf die Liste der bedrohten Arten gehören oder für die man demonstrieren sollte, wo doch sowieso für alles und jeden demonstriert wird. Es geht um den Vorspann - er lebe lang und hoch! Und dies ist ein persönliches Plädoyer für ihn: den Vorspann, Opening Credit, die Titelsequenz, Prolog - egal ob "Cold" oder "Warm" Open - Hauptsache überhaupt ein Opener ...

// 15:04 Sa, 27. Nov 2010von

Dies ist ein Beitrag zum Schutz bedrohter Arten. Ja, es gibt auch in der Medienpraxis gewisse Spezies, die auf die Liste der bedrohten Arten gehören oder für die man demonstrieren sollte, wo doch sowieso für alles und jeden demonstriert wird. Es geht um den Vorspann - er lebe lang und hoch! Und dies ist ein persönliches Plädoyer für ihn: den Vorspann, Opening Credit, die Titelsequenz, Prolog - egal ob "Cold" oder "Warm" Open - Hauptsache überhaupt ein Opener ...



Denn es gibt einen Trend, der sich verstärkt, und der zur Abschaffung des Vorspanns führen könnte. Hollywoods Blockbuster verzichten zunehmend auf eine Titelsequenz: Van Helsing, Batman Begins, Die Rückkehr der Mumie und viele andere eröffnen direkt in den Film hinein. Selbst der Filmtitel wird nur noch im Abspann gezeigt. Dabei hat das Filmintro so wichtige Funktionen und überhaupt will ich einfach nicht ohne sein, doch dazu später mehr.



Als prominentester Vertreter der Vorspann-Mörder gilt Georg Lucas, der für seine ruchlose Überzeugung sogar den Rausschmiss aus der Directors Guild of America in Kauf nahm - also ein echter Überzeugungstäter. Wir erinnern uns: Star Wars hat nur einen Titel aber keine Credits im Opening. Dies mag ja um 77 herum mal eine coole, schmissige Idee gewesen sein, aber heute ist sie eigentlich gar nicht mehr cool, vor allem weil alle dahergelaufenen Möchte-Gern Georg Lucasse ebenfalls anfangen, die Vorspänne zu meucheln. Clint Eastwood ist ebenfalls so ein Kandidat. Nur weil man anfängt, als vormals Schauspieler, jetzt Regisseur coole Filme zu machen, heisst das noch lange nicht, dass der Vorspann vor lauter Coollness sterben darf.



Und überhaupt, Georg Lucas Idee, das Titling zu Beginn wegzulassen ist gar nicht mal seine hippe, neue "ich bin so anders" Idee: Schon mal was von The Godfather (Francis Ford Coppola) oder noch besser: Citizen Cane (Orson Welles) gehört ?



Wenn ich einen Film sehe, dann will ich auf ihn vorbereitet werden. Das hat was mit Kostbarkeit zu tun. O.K. auch was mit Wertschätzung der Arbeit der daran Beteiligten (die amerikanischen Drehbuchautoren kämpfen seit Jahren um eine bessere Position im Vorspann - viel Glück den Streikenden an dieser Stelle nach den U.S.A!). Aber in erster Linie geht es darum, Spannung aufzubauen, meine Neugierde zu wecken, mir Zeit zu geben, mich auf das einzustellen, was jetzt folgt: 90 Minuten andere Welt. Der Vorspann ist das Tor in diese andere Welt und ihn wegzulassen hat extremes Unwohlsein zur Folge: Fastfood-Gefühl: Kurzzeitig neu - danach einfach nur übel.



Und mal ganz ehrlich: Was wären Vertigo oder James Bond ohne die Arbeit von Saul Bass und Maurice Binder? Nur halbsoviel Film - mindestens. Denn die Bilder, die ich im Kopf habe, wenn ich an James Bond oder Vertigo denke, das sind die Bilder des Vorspanns und NICHT die Bilder des Films.



Aber man muss gar nicht mal zu den großen Ikonen der Titelsequenz zurück gehen, um Großartiges zu entdecken und zu wissen, weshalb das einfach eine richtige Scheiss-Idee ist, den Filmtitel abzuschaffen. Hier mal eine kleine, eher zufällige Auswahl quer durch Kino und Fernsehen, egal ob wertvoller Film oder Dutzendware: Die Vorspänne sind allesamt großartig und erfüllen jeder seine Funktion - nach belieben zu ergänzen:



Also da wäre erstmal der Vorspann zu Seven, der eigentlich gar kein Vorspann ist, sondern erstmal mit einem sogenannten Cold Open beginnt - also rein in die Handlung aber dann sich doch noch zu einer echten Titelsequenz mausert, mit Sound, Bild und Typo vom Allerfeinsten. Irgendjemand da, der darauf verzichten will?






Und dann gibt es ja auch noch das TV, das gelegentlich Serien zu Stande bekommt, die sich sehen lassen, und erst der Vorspann ... wie beispielsweise bei Six Feed Under -- was für ein wunderbares Framing der einzelnen Titel, ihr Bezug zum Inhalt der Serie in Animation und Text-Bildkomposition: einfach gelungen. Auch auf den Sound wurde perfekt gearbeitet - klasse das drehende Rad am Krankenbett zusammen mit Soundeinsatz:








Und wo wir gleich beim TV und Serien sind. Es muss nicht immer der stilisierte Hochglanzlook sein, der in das Folgende hineinzieht. Was am Intro zu The Sopranos so großartig gelingt, ist den Weg des Mafia-Geldes nachzuzeichnen: aus den Industriezentren bis in die reiche Vorstadtvilla. Das alles mit klaren, starken Shots aus der Subjektive:






Oder etwas Vektor gefällig? Wieso nicht nochmal Catch Me If You Can schauen, und sei es nur die ersten 3 Minuten:






Oder Desperate Housewives, (und sei es nur des Vorspanns wegen)?






Oder, oder, oder ... ?



Lang lebe der Vorspann !



rob


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